Im Zentrum des Bildes sieht man eine riesige Sanduhr. Im oberen Teil dabei eine „zerrinnende“ Landschaft, im unteren eine Frau auf einer Straße, die durch einen ehemaligen See bzw. durch eine Wüste führt, am Rande ein abgemagerter Hund. Die Frau trägt dabei den oberen Teil scheinbar auf dem Kopf und hält das Durchrinnen damit auf, aber ein rotes Rinnsal läuft trotzdem über die Mitte ihres Körpers und sammelt sich am Boden. Dies ist der Teil des kolumbianischen Künstlers Jorge Hidalgo.
Flankiert wird das Ganze von den Kontinenten Südamerika und Afrika. Diese sind aus bunten wabenförmigen Teilen zusammengesetzt. Die Waben sind ein Markenzeichen der Künstlerin Anis und sollen an Bienenwaben erinnern und somit an die Zerstörung der Ökosysteme. Beide Kontinente haben jeweils auch ein Gesicht, womit auf die kulturelle Vielfalt in diesen Gesellschaften hingewiesen wird. Anis hat speziell diese Kontinente gewählt, da es die am meisten wirtschaftlich ausgebeuteten und kulturell unterdrückten sind. Dieser Teil wurde von der chilenischen Künstlerin Jocelyn Aracena – Künstlername „Anis“ – gestaltet und gemalt.
Gedanken von Jorge Hidalgo zu dem Bild
Die Zeit ist um. Die beschleunigte Vernichtung des Planeten ist unaufhaltsam. Die Ur-Wälder sind gefällt oder verbrannt, für den guten Gewinn der großen Bergbau-, Holz-, u.a. Firmen. Das Trinkwasser wird in den industriellen Mega-Zentren verschwendet, während es an vielen Orten versiegt und tausende von Kindern vor Hunger und Durst sterben. Die an natürlichen Ressourcen reichsten Länder leiden unter „endemischem“ Elend. Die Zerbrechlichkeit der Ökosysteme wird permanent von den einheimischen ethnischen Gruppen geschützt, die wiederum stigmatisiert, eliminiert und evakuiert werden, immer von großen multinationalen Konzernen und korrupten Regierungen. Ein hungriger Hund halluziniert in einer Wüste, die einst ein See war. Das Bild des Planeten mit seinen wunderschönen Landschaften ist nur eine Illusion aus Sand, die Sekunde für Sekunde verblasst. Eine Frau balanciert mit einer Schale auf ihrem Kopf und hält gleichzeitig die Zeit für die Zerstörung des Planeten an.
Das Wandbild spricht damit insbesondere folgende Weltnachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) an: SDG 1 (Armut beenden), SDG 2 (Ernährung sichern), SDG 10 (Ungleichheit verringern), SDG 13 (Klimawandel stoppen), SDG 15 (Wälder erhalten).