Das Wandbild an der Travelmannstraße

 

Beim Wandbild an der Travelmannstraße/ Ecke Timmerscheidtstraße geht es um Gendergleichberechtigung (SDG 5) und die Ausbeutung sowie den „Ausverkauf“ der Natur in Südamerika und Afrika beziehungsweise um die Zerstörung der Natur und Erde im Allgemeinen d.h. um Klimawandel, Wüstenbildung, etc. (SDG 13 & 15). Die Frage die sich hier stellt lautet: „Ist es kurz vor zwölf oder doch schon zu spät??”

Auf dem Bild von Jorge Hidalgo sieht man das Wandbild auf der Travelmannstraße.

Bildbeschreibung

Im Zentrum des Bildes sieht man eine riesige Sanduhr. Im oberen Teil dabei eine „zerrinnende“ Landschaft, im unteren eine Frau auf einer Straße, die durch einen ehemaligen See bzw. durch eine Wüste führt, am Rande ein abgemagerter Hund. Die Frau trägt dabei den oberen Teil scheinbar auf dem Kopf und hält das Durchrinnen damit auf, aber ein rotes Rinnsal läuft trotzdem über die Mitte ihres Körpers und sammelt sich am Boden. Dies ist der Teil des kolumbianischen Künstlers Jorge Hidalgo.

Flankiert wird das Ganze von den Kontinenten Südamerika und Afrika. Diese sind aus bunten wabenförmigen Teilen zusammengesetzt. Die Waben sind ein Markenzeichen der Künstlerin Anis und sollen an Bienenwaben erinnern und somit an die Zerstörung der Ökosysteme. Beide Kontinente haben jeweils auch ein Gesicht, womit auf die kulturelle Vielfalt in diesen Gesellschaften hingewiesen wird. Anis hat speziell diese Kontinente gewählt, da es die am meisten wirtschaftlich ausgebeuteten und kulturell unterdrückten sind. Dieser Teil wurde von der chilenischen Künstlerin Jocelyn  Aracena – Künstlername „Anis“ – gestaltet und gemalt.

 

Gedanken von Jorge Hidalgo zu dem Bild

Die Zeit ist um. Die beschleunigte Vernichtung des Planeten ist unaufhaltsam. Die Ur-Wälder sind gefällt oder verbrannt, für den guten Gewinn der großen Bergbau-, Holz-, u.a. Firmen. Das Trinkwasser wird in den industriellen Mega-Zentren verschwendet, während es an vielen Orten versiegt und tausende von Kindern vor Hunger und Durst sterben. Die an natürlichen Ressourcen reichsten Länder leiden unter „endemischem“ Elend. Die Zerbrechlichkeit der Ökosysteme wird permanent von den einheimischen ethnischen Gruppen geschützt, die wiederum stigmatisiert, eliminiert und evakuiert werden, immer von großen multinationalen Konzernen und korrupten Regierungen. Ein hungriger Hund halluziniert in einer Wüste, die einst ein See war. Das Bild des Planeten mit seinen wunderschönen Landschaften ist nur eine Illusion aus Sand, die Sekunde für Sekunde verblasst. Eine Frau balanciert mit einer Schale auf ihrem Kopf und hält gleichzeitig die Zeit für die Zerstörung des Planeten an.

 

Das Wandbild spricht damit insbesondere folgende Weltnachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) an: SDG 1 (Armut beenden), SDG 2 (Ernährung sichern), SDG 10 (Ungleichheit verringern), SDG 13 (Klimawandel stoppen), SDG 15 (Wälder erhalten).

Entstehungsprozess

Das Werk ist, wie schon jenes an der Friedrich- Ebert-Strasse, ein Gemeinschaftswerk der chilenischen Künstlerin Jocelyn  Aracena – Künstlername „Anis“ – und des kolumbianischen Künstlers Jorge Hidalgo, der in Münster lebt. Somit war es auch hier eine Arbeit im Nord-Süd  Dialog und entstand im Sommer 2017 direkt im Anschluss an das Bild an der Friedrich- Ebert-Strasse. Das Ganze war ein sehr intensiver Prozess, zumal es für das Projekt erst „grünes Licht“ während der Arbeiten am anderen Wandbild gab.

Auch hier diskutierten die beiden Künstler:innen intensiv und tauschten Ideen und Entwürfe aus.  Teils digital, teil analog probierten sie ihre Entwürfe zu einem zusammenzufügen, bis sie schließlich zu dem umgesetzten Entwurf kamen. Dieser wurde während weiterer drei Wochen an die Wand gebracht.

Gedicht zum Bild von Jorge Hidalgo

die freie Marktirtschaft – feines Porzellan
gigantischer Damm
die ertrunkene Armut
die Zukunft wird von der Karte gelöscht
die Armut greift in der Dunkelheit der Angst an…..
löscht jedes Licht der Hoffnung, egal wie klein es sei
Armut hat Augen, die nicht sehen
und geht barfuß in einer Welt
voller Blinder, Tauber und Stummer…..
eine Frau trägt, an ihrem Rücken gebunden
ihre zukünftige Hoffnung
die verbrannte Erde,
das Wasser eine einzelne Träne
der blaue Planet degradiert
als ätzender Mülleimer……
la libre empresa – delicada porcelana
gigante represa
la probreza ahogada
el futuro en el mapa se extingue
la pobreza ataca en la oscuridad del miedo…
apaga cada luz de esperanza por mas pequeña que sea
la pobreza tiene ojos que no ven
y camina descalza en un mundo
lleno de ciegos, sordos y mudos…
una mujer carga atada a su espalda
su esperanza futura
la tierra calcinada,
el agua una sola lagrima
el azul planeta degradado
a ser corrosivo basurero…

Adresse des Wandbildes

Das Wandbild wurde 2017 im Rahmen der Weltbaustellenkampagne NRW vom entwicklungspolitischen Verein Vamos e.V. umgesetzt.

 

Auf dem Bild ist das Logo de Weltbaustelle Münster zu sehen.