Die Berliner Compagnie war am Dienstagabend in der Aula des Pascalgymnasiums mit ihrem Stück „Die Weissen kommen“ zu Gast. Obwohl das Theaterstück bereits vor zehn Jahren entstand, sind die Probleme, die dieses thematisiert, leider noch hochaktuell: Hungersnot, Armut und Unterdrückung herrschen seit Jahrhunderten in Afrika und an den Ursachen ist Europa bei Weitem nicht unbeteiligt. Nach 90 Minuten gespannter Stille unter den 160 Zuschauer*innen brach nach Ende der Aufführung tobender Beifall aus. Das Publikum zeigte sich beeindruckt von der Schauspielkunst der Theatergruppe, welche die ernste Thematik in einer informations- und wortgewaltigen Inszenierung auf die Bühne brachte.
Wer einen alltäglichen Theaterbesuch am Dienstag erwartet hat, dürfte enttäuscht worden sein – mit simplen Kostümen und einem schlichten Bühnenbild erweckten die vier Schauspieler*innen die Bühne zum Leben. Die vielen Licht- und Geräuschelemente ließen hierbei die Grenzen zwischen Theaterstück und Computerspiel verschwimmen. Die Berliner Compagnie nahm die Zuschauer*innen mit auf eine als Computerspiel inszenierte Reise durch die Geschichte unseres Nachbarkontinents Afrika und dessen Beziehungen mit Europa. Die vier Protagonisten, allesamt weiße Europäer, müssen sich durch verschiedene Level kämpfen – von der Kolonialzeit, über den Sklavenhandel, Aufstände und Kriege im Kampf um afrikanische Unabhängigkeit, Apartheid, bis hin zur Gegenwart, die von unfairen Wirtschaftschancen geprägt ist. Hierbei erhalten sie Befehle und Regeln vom „Master of the Universe“, dem Spielleiter. Wenn sie gegen die Spielregeln verstoßen, müssen sie auf die Seite der Afrikaner wechseln. Die erste Spielregel lautet „Kein Mitleid mit den Afrikanern“.
Die Berliner Compagnie scheut sich nicht davor Europa einen Spiegel vorzuhalten. Laut ihnen seien der Gier europäischer Konzerne und Regierungen keine Grenzen gesetzt: Afrika werde nur als der Kontinent gesehen, welcher das Land und die Rohstoffe habe, um die Träume der Europäer zu erfüllen. Doch auch die Selbstgerechtigkeit Europas wird verdeutlicht. Anstatt die Probleme auf dem afrikanischen Kontinent mit unserer Politik und den Wirtschaftsstrukturen in Verbindung zu bringen, bilden wir uns lieber ein, dass europäische „Investitionen“ und „Entwicklungshilfe“ die Lösung aller Probleme seien und sehen uns dabei als Märtyrer*innen. Geschickt macht die Theatergruppe auf eben jene Ursachen für die großen Probleme in Afrika aufmerksam und zeigt, dass Europa auch heute noch für viele dieser Probleme mitverantwortlich ist.
Veranstaltet wurde das Gastspiel von Vamos e.V., Eine-Welt-Forum Münster e.V., Eine Welt Netz NRW, FAIR Handelsgesellschaft mbH, Gesellschaft für bedrohte Völker Regionalgruppe Münster, Iriba Brunnen e.V., la tienda e.V., Oikocredit und dem Weltladen Münster.